04.05.22

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Der Kampf gegen Zecken: natürliche Methoden unter der Lupe Teil 2

Letztes Mal haben wir über Sinn und Unsinn von natürlichen Halsbändern und Anhängern zur Abwehr von Zecken gesprochen. Wenn du den Blogartikel verpasst hast, kannst du ihn hier nochmal nachlesen.

Heute beschäftigen wir uns mit Ölen und natürlichen Sprays, die Zecken vertreiben sollen.



Topische Anwendungen von Ölen



Kokosöl

Die im Kokosöl enthaltene Laurinsäure (Dodecansäure, DDA) soll Zecken vertreiben. Beim Menschen konnte diese abschreckende Wirkung von Kokosöl auf Zecken wissenschaftlich nachgewiesen werden. Leider lassen sich diese Ergebnisse nicht so einfach auf den Hund oder die Katze übertragen.
In den Versuchsreihen wurden beim Menschen die laurinsäurehaltigen Produkte auf die gewaschene Haut aufgetragen. Über den Testzeitraum von vier Stunden wollten bis zu 90 % der Zecken den Bereich nicht betreten.
Was bedeutet das jetzt für unsere Hunde und Katzen? Wenn man einen wirklich effektiven Schutz gegen Zecken erreichen will, muss man seine Fellnase vor jedem Ausflug ins Freie bzw. alle vier Stunden am ganzen Körper mit Kokosöl einreiben. Dafür sollte man bei kurzhaarigen Tieren etwa einen Teelöffel Öl pro 5 kg Körpergewicht verwenden. Bei langhaarigen Hunden braucht man natürlich mehr Öl. Je kurzhaariger der Hund ist, desto besser ist der zu erwartende Effekt.


Hilft Kokos im Futter?

Ein neuer Trend ist die Fütterung von Kokosöl oder auch Kokosraspeln als Schutz gegen Zecken. Hier gibt es keinerlei wissenschaftlich nachgewiesenen Effekt.

Fazit: Das Einmassieren von Kokosöl kann einen akzeptablen Zeckenschutz darstellen.


Schwarzkümmelöl

2014 hat ein Schüler bei „Jugend forscht“ gewonnen, da er eine abschreckende Wirkung von Schwarzkümmelöl auf Zecken nachweisen konnte. Dieser Effekt wurde mithilfe eines Tuchs, nicht an einem lebenden Tier nachgewiesen. Damit ist nicht klar, ob der Effekt auf ein Tier übertragbar ist und wie lang der Effekt anhält. Eine echte evidenzbasierte Studie zum Thema Schwarzkümmelöl gibt es leider bisher noch nicht.
Bei Katzen darf man Schwarzkümmelöl auf keinen Fall anwenden. Wegen ihrer Putzgewohnheiten würden sie das Öl aufnehmen. Leider können sie die enthaltenen Stoffe nicht gut verstoffwechseln. Die Folge kann ein schwerer Leberschaden sein.

Fazit: Äußerlich angewandt kann Schwarzkümmelöl für Hunde unterstützend sein. Über das Futter sollte es nicht gegeben werden, da es sich auch bei Hunden negativ auf die Lebergesundheit auswirken kann. Bei Katzen darf Schwarzkümmelöl auf keinen Fall angewandt werden, weder äußerlich noch innerlich.


Teebaumöl

Auch Teebaumöl gilt als altes Hausmittel gegen Zecken. Bisher wurden keine wissenschaftlichen Studien durchgeführt, die diese Wirkung bewiesen haben. Dahingegen gibt es aber Fallberichte und Studien, die vor der Giftigkeit von Teebaumöl warnen. Das größte Problem besteht hier durch das Ablecken des Teebaumöls vom Fell / der Haut. Zudem wird das Teebaumöl direkt über die Haut aufgenommen und kann seine giftige Wirkung entfalten. Katzen sind besonders betroffen, aufgrund ihrer Putzgewohnheiten, aber auch wegen ihres Stoffwechsels. Die im Teebaumöl enthaltenen Terpene sind stark Nieren- und Lebertoxisch für Katzen. Es kommt daher sehr leicht zu Vergiftungssymptomen, die sich zunächst in Abgeschlagenheit, später in Erbrechen und Zittern bis hin zu Krämpfen äußern.

Fazit: Die Verwendung von Teebaumöl als natürlicher Zeckenschutz ist nicht wissenschaftlich erwiesen und kann noch dazu gefährlich für das Tier sein.


Sprays mit verschiedenen ätherischen Ölen

Am Markt finden sich sowohl für den Human- als auch für den Tiergebrauch unzählige Sprays mit verschiedenen ätherischen Ölen, die gegen Zecken und Insekten helfen sollen. Zu diesen Ölen gehören Lavendel, Schwarzkümmel, Eukalyptus oder Zitronella. Alle haben eins gemeinsam: sie riechen sehr intensiv, sogar für unsere einfach gestrickte menschliche Nase. Auch wenn der Effekt nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, könnte es sogar sein, dass sie die chemische Zusammensetzung der Ausdünstungen derart verändern, dass Zecken sie weniger gut wahrnehmen.
Aber eines sollte man dabei bedenken: auch wenn die meisten von uns den Geruch ätherischer Öle als angenehm empfinden, gibt es auch unter uns Menschen genügende, die mit Kopfschmerzen oder Übelkeit darauf reagieren. Wie viel intensiver und eventuell auch schlimmer muss es dann für unsere Hunde mit ihren wesentlich besseren Nasen sein, diese Gerüche wahrzunehmen?

Fazit: Das ein oder andere Öl könnte vielleicht sogar helfen, auch wenn nichts wissenschaftlich bewiesen ist. Allerdings solltest du dich fragen, ob dein Hund wirklich glücklich ist, wenn er seine Umwelt nur noch gedämpft durch eine ätherische Duftwolke wahrnehmen kann.


Absammeln

Da Zecken sehr wählerisch bei der Wahl ihres Wohnorts sind, laufen sie meist 1-3 Stunden auf ihrem Wirt herum, um die perfekte Stelle zum Stechen zu finden. In dieser Zeit kann man die Zecken absammeln. Die meisten Leute streichen dabei allerdings nur über das Fell oder nehmen die Tierchen, die oben auf dem Deckhaar sitzen, ab. Leider haben Zecken die Angewohnheit, auf der Haut herumzulaufen und nicht auf dem Fell.
Um sicher zu gehen, dass man die Zecken erwischt, muss man das Fell also Zentimeter für Zentimeter mit einem Flohkamm durchkämmen, um so jede Zecke zu finden. Das ist vor allem ein großer Zeitfresser. Für einen kleinen Kurzhaarhund darf man gut und gerne 20-30 Minuten nach JEDEM Gassigang einplanen. Bei einem Langhaarhund ist diese Methode nicht umsetzbar. Bei Katzen macht es auch nur bedingt Sinn, da sie ja häufig einige Stunden draußen herumlaufen und Zecken sammeln, ehe wir überhaupt die Chance haben, sie durchzukämmen.

Fazit: Korrekt durchgeführt mit einem Flohkamm kann das Absammeln eine sinnvolle Methode sein, um den Hund vor Zecken zu schützen. Insbesondere eine Kombination mit Kokosöl kann durchaus wirksam sein. Ein Restrisiko, eine Zecke zu übersehen, bleibt aber in jedem Fall.